Chantal Kaufmann
what has been lost must not be lost forever
19.09 – 02.10.2022

Chantal Kaufmann uses the framework of the exibition space, the bulletin board in the Schillerpark Siedlung, for what it is used to host: a poster. It is part of a series of prints, resulting from a combination and layering of different techniques and finishes. A paper painted with acrylic served as a template for exposure on photographic paper, on which the motifs were then applied in the screen printing process.

Contrary to the assumption caused by the title, on the black background black elements can be seen, which are more reminiscent of an announcement. While the notice DM for location is an instruction for action to find the location of an event, which is known from different underground scenes, its date and time remains unmentioned and thus the question is whether it already happened or one can still participate.

On November 24, 1919, Bruno Taut, the architect of the estate, initiated a correspondence between a group of professional colleagues. They shared the conviction that new designs of the built world would inevitably produce new social conditions. This hope found expression in fantastic sketches as well as texts describing their utopian ideas. The exchange was to last a year and operated secretly under the name Die Gläserne Kette. Cor, Zacken, Anfang, Antischmitz and Stellarius or even Glass were chosen by the members as pseudonyms and illustration of their preferred forms or materials thus aims and claims.

A selection of these aliases can be read on the poster. Together with three historical reproductions they appear like a line up – and are extended by the terms Kette and Rose, as well as the drawing of the latter. Kette (chain) and Rose (rose) could mark the conspicuous absence of women architects and stand in for names such as Emilie Winkelmann, Marie Frommer, Lilly Reich, or Marianne Brandt and certainly many more.

An object, a necklace threaded from glass pearls, is to be found outside the field of vision of the exhibition. It made its appearance in a preliminary stage, still unknotted, in the announcement photo for What has been lost must not be lost forever. It now lies in the nearby meadows.

Translation by Philipp Farra

Chantal Kaufmann nutzt den Rahmen der angebotenen Präsentationsfläche, das Anschlagbrett in der Schillerpark Siedlung, für das, was es gewohnt ist zu hosten: ein Poster. Es ist Teil einer Serie an Drucken, welche Ergebnisse einer Kombination und Schichtung unterschiedlicher Techniken sind und in ihren Ausführungen variieren. Für das Gezeigte diente ein mit Acryl bemaltes Papier als Vorlage für die Belichtung auf Fotopapier, auf das anschließend im Siebdruckverfahren die Motive aufgebracht wurden.

Entgegen einer durch den Titel verursachten Vermutung, es könnte sich um eine Verlustanzeige handeln, lassen sich auf dem schwarzen Hintergrund ebenso schwarze Elemente erkennen, die vielmehr an eine Ankündigung erinnern. Während der Hinweis DM for location als Handlungsanweisung, um den Ort eines Ereignisses zu erfahren, aus unterschiedlichen Untergründen bekannt ist, bleibt sein Zeitpunkt unerwähnt und damit die Frage offen, ob es bereits in der Vergangenheit liegt, oder man doch noch teilnehmen kann.

Am 24. November 1919 initiierte Bruno Taut, der Architekt der Siedlung, eine Korrespondenz zwischen einer ausgewählten Gruppe an Berufskollegen. Sie teilten die Überzeugung, neue Entwürfe der gebauten Welt würden unweigerlich neue gesellschaftliche Verhältnisse produzieren. Diese Hoffnung fand Ausdruck in phantastischen Skizzen sowie der Verschriftlichung ihrer utopischen Ideen. Der Austausch sollte ein Jahr dauern und unter dem Namen Die Gläserne Kette in Geheimhaltung und Exklusivität agieren. Cor, Zacken, Anfang, Antischmitz und Stellarius oder eben Glas wählten die Mitglieder als Pseudonyme und Verdeutlichung ihrer bevorzugten Formen oder Materialien, d.h. Ziele und Forderungen.

Eine Auswahl dieser Aliasse sind auf dem Poster zu lesen. Gemeinsam mit drei historischen Reproduktionen treten sie wie ein Line Up auf – und werden erweitert durch die Begriffe Kette und Rose, sowie die Zeichnung einer Letzteren. Kette und Rose könnten die hier auffallende Abwesenheit der Architektinnen dieser Zeit markieren. Sie könnten für Namen wie Emilie Winkelmann, Marie Frommer, Lilly Reich oder Marianne Brandt stehen und bestimmt noch vielen mehr.

In ähnlicher Ungewissheit soll sich ein Objekt, eine aus gläsernen Perlen gefädelte Kette, außerhalb des Sichtfelds der Ausstellung befinden. Ihren Auftritt hatte sie in einem Vorstadium, noch ungeknüpft, auf dem Ankündigungssfoto für What has been lost must not be lost forever. Jetzt liegt sie in der Wiese der Siedlung.

Jonida Laçi